Montag, 27. Oktober 2014

Putins Rußland: Einschränkung der Reisefreiheit

Auch in den 1990er Jahren gab es Personengruppen, denen die Ausreise aus Rußland, zum Beispiel für Urlaubsreisen, verboten waren, z. B. Mitarbeiter von Unternehmen der Atomindustrie. Seit der Machtübertragung an Putin kommen regelmäßig neue Gruppen hinzu. 2011 gab es ein entsprechendes Verbot für alle Mitarbeiter des FSB (also inklusive Putzkräfte, Köche, Feuerwehrleute usw.). Nach dem Überfall Rußlands auf die Ukraine im Februar 2014 kam das Verbot für Leitungskräfte aller Ebenen des Innenministeriums (also z. B. für eine Abteilungsleiterin für Rechnungswesen in einer Kleinstadt in Baschkirien) sowie des Katastrophenministeriums, des Bundessicherheitsdienstes FSO und des Drogenkontrolldienstes FSKN.

Eine neue Stufe dieser Entwicklung wurde, nach Mitteilung des Kommersant, jetzt erreicht, indem Mitarbeitern der Russischen Eisenbahn (RShD) "empfohlen" wurde, auf Auslandsreisen zu verzichten. Da Russen wissen, was eine solche "Empfehlung" bedeutet und daß ein Verstoß schnell mit dem Verlust des Arbeitsplatzes zu bezahlen wäre, folgten sie ihr massenhaft und stornierten sogar bereits gebuchte Urlaubsreisen. Ihr oberster Chef Anatolij Jakunin, ein besonders enger Mitarbeiter Putins, wurde auf die Sanktionsliste der EU gesetzt und erhält kein Visum mehr. Warum sollte den Untergebenen erlaubt werden, was dem Chef verwehrt wird?

Die Tourismusindustrie rechnet damit, daß auch andere Staatskonzerne diesem Beispiel folgen werden und im Ergebnis über 20% der bisherigen Pauschaltouristen als Kunden der Tourismusindustrie wegfallen. Damit schadet der russische Staat zum wiederholten Mal der eigenen Wirtschaft und treibt das Land noch tiefer in die internationale Isolation.

Kommersant 27.10.2014
Echo Moskwy 27.10.2014 (Zusammenfassung)