Dienstag, 5. Mai 2015

Rußlands Krieg gegen die Ukraine: Traditionen

In der sowjetisch-putinschen Diktion begann der Zweite Weltkrieg für die Sowjetunion mit dem Überfall Deutschlands am 22. Juni 1941. Die Realität sieht, wie so oft, anders aus. Die Sowjetunion trat in den Weltkrieg im September 1939 auf der Seite Deutschlands ein. Gemeinsam zerschlugen die beiden Diktaturen Polen. Anschließend begann die Aufteilung Europas entsprechend dem sowjetisch-deutschen Abkommen vom August 1939. Während sich Hitler um West-, Mittel-, Süd- sowie große Teile Nordeuropas kümmerte, annektierte die Sowjetunion weite Teile Osteuropas. Nachdem Polen besiegt worden war, vergriff sich Stalin Ende November 1939 an Finnland. Kaum hatte die Rote Armee, nach einer Provokation à la Gleiwitz, das in diesem Fall Majnilo hieß, die Grenze überschritten, setzte sie eine Marionettenregierung ein und schloß mit ihr ein "Beistandsabkommen". Auf der Grundlage dieser Propagandalüge erklärte der sowjetische Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, Wjatscheslaw Molotow, am 4. Dezember 1939, es gebe keine Grundlage für die Formulierung einer finnischen Frage, schließlich befinde sich die UdSSR nicht im Kriegszustand mit Finnland, sondern gewähre lediglich der "Volksregierung der Finnischen Demokratischen Republik", die für die Reinigung Finnlands von den Rytis [finnischer Ministerpräsident], Tanners [finnischer Außenminister] und Co. kämpfe, Hilfe. Solle trotzdem der Völkerbund zusammengerufen werden, so werde die UdSSR nicht erscheinen.

Immerhin schloß der Völkerbund die Sowjetunion aus. Weitergehende Hilfe an das überfallene kleine Land aber blieb aus. Finnland mußte schließlich einem Raubfrieden zustimmen und verlor 10% seiner Agrarwirtschaft und Industrie. Bis heute wurde dieser Raub nicht wieder zurückgegeben. Kein Wunder, daß das heutige Regime überzeugt ist, nach dem gleichen Muster erneut seine Nachbarstaaten berauben zu können.