"Rußland-Sanktionen in der Kritik" titelt die Berliner Zeitung im Zentrum der 1. Seite ihrer Ausgabe vom 22. Dezember 2014 und gibt dann verschiedenen Putin-Propagandisten (Rolf Mützenich, SPD; Jürgen Trittin, Grüne; Volker Treier, DIHK; Werner Wenning, Eon/Bayer) breiten Raum. Sie könnte stattdessen titeln: "Zögerliche Haltung Deutschlands in der Kritik – Forderungen nach deutlicherer Unterstützung der Ukraine", aber dann wäre sie ja kein Putin-Propagandablatt mehr. Unter anderem werden im Text die geplanten Waffenkäufe der Ukraine genannt und kritisiert, weil sie einerseits die Friedensbemühungen torpedieren würden und andererseits der prekären Finanzlage des Landes nicht entsprächen. Wie sich die Ukraine gegen die hochgerüsteten und mit modernsten Waffen ausgestatteten russischen Truppen wehren soll wenn nicht mit Waffen, ist dem Autor – Holger Schmale – offensichtlich egal. Lieber greift er auf die Putinsche Propagandalüge zurück, die Ukraine plane einen „Krieg" gegen die "prorussischen Separatisten“. Daß diese „Separatisten“ ununterbrochen ukrainische Stellungen, Dörfer und Städte beschießen, wird dem Leser besser nicht mitgeteilt. Und darauf zu verweisen, daß Rußland die Sanktionen innerhalb von 48 Stunden beenden könnte, indem es sich aus der Ukraine, also aus Donbass und Krim, zurückzieht, daß es bislang genügend Geld hat, um den Krieg an allen Fronten fortzusetzen, und daß jedes Aufweichen der Sanktionen die Putinsche Kriegsmaschinerie stärken würde – auf all das zu verweisen, wäre vermutlich Kollaboration mit der faschistischen Junta in Kiew, der sich ein so Putin-treues Blatt wie die Berliner Zeitung wirklich nicht schuldig machen möchte.
Berliner Zeitung, Jg. 70, Nr. 928 HA (Mo, 22.12.2014), S. 1.
Siehe auch den Eintrag mit gleichem Titel vom 03.11.2014.