Er war schon immer eine intellektuelle, moralische und ästhetische Zumutung. Unvergessen, mit welcher Mischung aus Arroganz, Aggressivität und routinierter Ignoranz er auf Kritik an den Geheimverhandlungen über das "Transatlantische Freihandelsabkommen" reagierte. Aber warum mußte jetzt, dem Vorbild von Ex-Kanzler Gerhard Schröder und der Partei "Die Linke" folgend, seinen kompletten moralischen Bankrott erklären? Im Interview mit der Springer-Presse vertritt Gabriel heute ganz direkt und unverholen die zentralen Putin-Forderungen: Der Westen habe sich mit der Annektion der Krim abzufinden (wörtlich: "Niemand geht wohl derzeit davon aus, dass die Annexion der Krim durch Russland schnell rückgängig gemacht werden kann"), und der Krieg in der Ostukraine sei nur dadurch zu beenden, daß man "den Gebieten mit russischer Mehrheit ein Angebot" mache und ein "kluges Konzept der Föderalisierung" vorlege. Ein Aufsichtsratsposten in einer Gasprom-Tochter ist Herrn Gabriel für die Zeit nach seinem - hoffentlich baldigen - Ausscheiden aus der Politik sicher.
Die Welt 24.08.2014, siehe auch glavnoe.ua 23.08.2014